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(10) Ersterwähnungslexikon – Was gab es ab Wann? Alles über Stoffe im Mittelalter und weit davor
Mein „Ersterwähnungslexikon“ ist zum einen während meiner Recherchen und so während des Lesens entstanden – immer wenn ich etwas Interessantes herausfand – und zum anderen aufgrund des auf Mittelaltermärkten von Teilnehmern und Besuchern immer wieder gern gehörten Spruches: „Das ist aber nicht authentisch, das hat es zu dieser Zeit noch garnicht gegeben“…
Wer Ergänzungen oder Verbesserungen anbringen möchte – ich freue mich über jeden Hinweis.
Das Lexikon erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, nur alles, was hier steht, kann ich mit meist alten historischen Quellen belegen.
- Baumwolle
Die ältesten Gewebefunde stammen aus Indien und datieren um 7000 v. Chr.;
im 2. Jtd.v. Chr. Verbreitung bis zum östlichen Mittelmeerraum, im 13. Jahrhundert nach Europa.
Barchent, ein Baumwoll-Leinenmischgewebe, wurde bereits Ende des 14. Jahrhunderts in Europa in großen Mengen hergestellt, so ließ König Wenzel in Böhmen mehrere Barchentmanufakturen errichten, um sein Volk ausreichend versorgen zu können (siehe Schweizer Landesmuseum Zürich). Auch in Deutschland gab es Zentren der Barchentherstellung – unter anderem um Regensburg und Ulm. Auch für das „einfache“ Volk waren Baumwollmischgewebe also erschwinglich. Der Grund für die zunehmende Beliebtheit: Baumwollfasern nahmen Farbe besser auf als Flachsfasern.
💡 historische Darstellung: ab Ende des 14. Jahrhunderts kann Baumwolle auch von „einfachen Leuten“ bedenkenlos authentisch getragen werden. - Leinen
Die ältesten Funde stammen um 6000 v. Chr. Aus der heutigen Türkei, um 4000 v. Chr. erste europäische Leinengewebe – Funde. - Seide
Seidengewebe kommen aus China, wann genau ist unbekannt – weit vor unserer Zeit.
2. Jhd.v.Chr.-3.Jhd.n.Chr. Noiyn Mongolai älteste Seidenstofffunde aus der Handynastie
Aus dem Jahr Jahr 369 gibt es Aufzeichnungen über Seidenwebereien in Byzanz.
Im 5. Jahrhundert waren halbseidene Gewebe bekannt.
438 gab es staatliche , für oströmischen Hof arbeitende Seidenwebereien in Alexandria, Kuzikus, Karthago, Konstantinopel
💡 Stoffmuster Greif mit Vogel- oder Pferdefuß
💡 hellenistische Kunst Ägyptens beeinflusste byzantinischen Stil ebenfalls stark
568 führt Kaiser Justinian II. alle Stadien der Seidengewinnung vor; auf Zypern gab es Seidenraupenzucht, in Korinth und Theben, vor allem in Konstantinopel gab es Seidenwebereien.
Venezianische Kaufleute brachten schon in der karolingischen Zeit orientalische und asiatische Seidenstoffe nach Europa. Für die Zeit vom 11. bis 13. Jahrhundert lassen sich venezianische Seidenfabriken in Konstantinopel nachweisen. Von dieser Zeit an war auch die Grundlage zur Nachahmung orientalischer Seidenstoffe in Venedig selbst geschaffen.
Die älteste Überlieferung von Seidenindustrie in Venedig stammt aus dem 11. Jahrhundert, im 13.Jahrhundert entsteht dort die erste Seidenweberzunft. Anfang des 15. Jahrhunderts treten dort Granatapfelmotive auf. Die Entwürfe stammen zunehmend von bedeutenden Künstlern. Durch die eingewanderten italienischen Weber gewinnt ab Mitte des 15. Jahrhunderts Frankreich zunehmend eine Vormachtstellung in der Seidenweberei. - Bindungen in (Seiden-) Geweben
Damastbindung
Seidengewebe der Handynastie (206 v.Chr.-220 n.Chr.), meist dreifarbig, Motive teils streng geometrisch, teils geschwungen
Samit
von griech. hexamitos (sechsfädig)
Köperkompositbindung- die die Schüsse trennende Hauptkette ist nicht auf der Gewebeoberseite sichtbar;
die Bindekette bindet den Musterschuß in Köperbindung; 2 Kett- und mind. 2 Schußsysteme;
5 – bis Anfang 12. Jhd. nur 3bindiger Köper
Einfarbige Seidensamite mit wie „geritzt“ aussehenden Mustern ab frühes 7. Jahrhundert; Blütezeit Ende 10., 11. bis Mitte 12. Jahrhundert
Lampas
(Hauptkette auf Gewebeoberseite sichtbar; Broschierschuß, d.h. nur in bestimmten Partien eingewebt, nicht von Webkante zu Webkante;
erst leinwandbindig, ab 1200 Grund Leinwand-, Muster Köperbindung
vermutlich Ende des 11. Jahrhunderts im Irak (Bagdad) entwickelt; schnell von andalusischen Weberein übernommen
Atlasbindung
wurde im 13. Jahrhundert im Orient entwickelt
Halbseiden
Im 13.Jhd. in Spanien, Venedig und Köln (Leinenhauptkette), im Orient (Leinen- oder Baumwollgrundschuß) - Metallfäden in Textilien
Häutchengold: vom späten 10. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts in der Weberei verwendet;
in der europäischen Stickerei bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert überwiegend verwendet;
bis ins 13. Jhd. in der Seidenweberei verwendet
vergoldete Lederstreifen gestickt im Gürtel der Königin Arnegunde um 565 – 570 eingewebt im 13. und 14. Jhd. in Europa, Orient, Persien
vergoldete Papierstreifen: in China ausschließlich bis zum 13. Jhd. in Weberei und Stickerei verwendet - Fabeltiere Stoffmuster (ab 2. Jhd.v.Chr.)
206 v.Chr.-220 n.Chr. Handynastie Seidenstofffunde mit Drachen, Phönix, eidechsenartige Fabeltiere, Greifen, Ziegen mit Flügeln, Rauten, Wolkenband
💡 Export in den Nahen Osten – syrische und sasanidische Weber wurden inspiriert
Persien ab 3. Jahrhundert
Die sasanidischen Künstler hatte eine Vorliebe für Fabeltiere (sasanidisches Reich 225-651) – beispielsweise Drachen mit Löwenkörper und Löwenkrallen, Pferdehals, Pferdekopf und Adlerschnabel. Damit stellten sie das Ringen Gut gegen Böse, zentrales Thema der persischen Religion, dar. - Greif
2. Jhd.v.Chr.-3.Jhd.n.Chr. Greifen neben einem Lebensbaum auf einem Seidenstoff in Noiyn, Mongolei - Imperialstoffe (um 1025 Löwenstoff St. Heribert Schrein in Köln Deutz – gewebt in Byzanz)
- Medaillonstoffe
Die Frühesten habe ich im 5. Jahrhundert gefunden (Persien) - Spinnen
Handspindel – die ältesten Funde um 4000 v.Chr. aus Ägypten, die ältesten europäischen Funde um 3500 v.Chr.
Spinnrad – im 13. Jhd. Mechanisierung des Walkens und erste handbetriebene Spinnräder in Europa (1268 Verbot in Paris, 1288 in Abbeville, 1298 in Speyer Erlass, dass Kettgarn ausschließlich mit der Hand gesponnen werden musste).
Ende des 15. Jhd. gab es Spinnräder die die Fäden spinnen und aufwickeln. - Wirken
koptische Bildwirkereien gibt es aus dem 4.-6. Jhd.
Der Abrahamsteppich aus dem Domschatz Halberstadt entstand um 1150 und ist der älteste gewirkte Bildteppich Europas. Deutsche Bildwirkereien (http://www.rdklabor.de/wiki/Bildteppich_(Bildwirkerei,_Gobelin) ) gab es vor allem in Süddeutschland.
Diese Technik wurde/ wird für handgearbeitete Wandteppiche verwendet!
Wie beim Weben gibt es eine aufgespannte Kette. Hinter dieser liegt das gezeichnete Bild. Der Wirker führt den Einschlag immer nur soweit durch, wie die jeweilige Farbe geht – dadurch setzt sich das Bild aus farbigen Flecken zusammen, ähnlich der Stofftechnik. Die verschiedenen Farben werden noch miteinander vernäht, eventuell Feinheiten von Hand aufgestickt. Farbabstufungen erreichte man durch das Zerlegen in abgestufte Töne und mosaikartiges Aneinandersetzen Stufe für Stufe mit aneinanderstoßenden Schlitzen oder fleckenartig in Ringen abgestuft. An großen Bildteppichen arbeiteten oft mehrere Weber – die Meister wirkten die Gesichter und die anderen anspruchsvollen Bereiche
Seit dem Hochmittelalter wurden Wandteppiche auch für profane Zwecke verwendet – in Burgen, Schlössern, Bürgerhäusern. Sie verdrängten gewirkte und gestickte Wandbehänge.
Ab dem Spätmittelalter wurden die Entwürfe von Malern gezeichnet und die Wandteppiche wurden sehr kunstvoll und detailliert. Sie wurden wichtiges Element der Festdekorationen bei Einzügen, Hochzeiten, Krönungszeremonien und galten als kostbare Geschenke und dienten der Besiegelung von Pakten und Bündnissen. Sie wurden auf Reisen und Feldzügen mitgeführt.
💡 für die geschichtliche Darstellung: hängt euch Teppiche in die Zelte – ob Beute oder bezahlt – sie passen!
1607 Gründung der „Gobelin-Manufaktur“(https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gobelin-Manufaktur) in Paris – ab dem 17. Jhd. Herstellung von Wandteppichen/ Tapisserien an mechan. Webstühlen
Bis Ende des 18. Jahrhunderts erfreuten sich Bildteppiche großer Beliebtheit und galten als sichtbarer Ausdruck von Reichtum. - Weben mechanisch
Im späten 12. Jhd. erster Trittwebstuhl mit Lade
Nach dem 16. Jhd. entsteht die Fähigkeit, die Fäden dem Umriß und der Struktur der Gegenstände entsprechend zu führen
1733 Erfindung des mechanischen Schützen und damit Benennung des Schussfadens.
Übrigens gab es bereits im 11. Jahrhundert 150 cm breite (Hand) Webstühle.Alles andere bezüglich Gewandung
- Handschuhe
In einer Abhandlung aus dem 14. Jahrhundert über das Ankleiden des Turnierreiters werden Schutzhandschuhe aus Fischbein genannt. - Leder
Im Turnierschaukampf wurden seit Ende des 13. bis ins 15. Jahrhundert hinein Lederrüstungen eingesetzt – gekocht und in heißem Wachsbad gehärtet boten sie ausreichenden Schutz vor gegnerischen Waffen. - Wappen
Der erste nachweisliche Wappenträger war ein Graf von Anjou, der um 1130 einen Ginsterzweig (lat. Planta genista) trug, was seinen Nachfahren später den berühmten Namen „Plantagenet“ gab.
Materialien – ab wann gab es Baumwolle, Leinen, Seide?
Eine Auswahl wunderschöner Naturstoffe, ausgesucht speziell für historische Darstellung, gibt es H I E R!
Muster in Geweben – ab wann gab es Greife, Fabeltiere, Granatapfel etc.?
💡 Für die historische Darstellung vom Römer bis zum Spätmittelaldi ist es interessant, ab wann es bestimmte Muster gegeben hat und auch durchaus, wo die Stoffe herkamen.
So nennt man Stoffe mit großflächigen (70 bis 80 cm) Löwen- oder (Doppel) Adlermotiven aus kaiserlichen Manufakturen. Sie wurden ab dem 11. Jahrhundert so benannt.