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(14) spätes Mittelalter – Was gab es ab wann? Alles zum Thema Zelte
Ein ewiges Thema in der authentischen Darstellung sind natürlich die Zelte. Im allgemeinen sind farbige oder gar zweifarbige Zelte „verpönt“ und gelten als nicht authentisch. Nun war unser Lager wirklich bunt – Vereinsfarbe war schwarz und jeder hatte eine andere „Zweitfarbe“. Das Vereinsdach war blau-grün-schwarz. In Antwerpen Sterckshof waren wir der unverkennbare große bunte Fleck 😉 .
Infolge dessen habe ich mich ausführlich mit dem Thema farbige Zelte beschäftigt.
💡 Sehr spannend finde ich den Ansatz, daß die Wikinger die Segel ihrer Drachenboote zu Zelten aufbauten – macht in meinen Augen absolut Sinn.
💡 Es gab schon im frühen Mittelalter sehr große Zelte.(in den zeitgenössischen Dichtungen wurde zwar sicher übertrieben, aber selbst die Hälfte des Beschriebenen wäre noch mehr als beeindruckend: „1 Bogenschuß weit mit vier Türmen“; „100 Kammern so groß, dass in jeder 30 Ritter Platz fanden“; „20 Ellen hoch, 12 breit und 60 Ellen lang“)
💡 Auch hier gilt wieder: zu prunkvoll geht nicht!
💡 bei ausführlichen Beschreibungen der gtoßen Prunkzelte (Pavillions) wird ausdrücklich erwähnt, daß die Seiten aus zwei oder vier verschiedenen Farben bestanden und auf ihnen bildliche Darstellungen zu sehen waren.
💡 Um die Zelte wurde ein „Hof“ eingezäunt (eingezäunte Lager!)
💡 Bei Regen wurden die kostbaren Zelte mit einer ledernen Decke geschützt.
807 Einhard „Vita Caroli Magni“
Zelt des Corbahan: „es war wie eine Stadt mit Mauern und Türmen aus verschiedenfarbigen Seidenstoffen erbaut, in den zugehörigen Gassen fanden 2000 Personen bequem Platz“
12. Jahrhundert Le Roman d’Alexandre (Alexanderroman)
Das Zelt Alexanders des Grossen wird folgendermaßen beschrieben: Die Zeltstangen sind aus Elfenbein. Auf dem First dind außer einem goldenen Adler noch zwei Knöpfe – ein Topas und ein Karfunkel. Die Pflöcke bestehen aus Gold, die Seile aus Seide. Die vier Felder (Seiten) sind weiß, schwarz, rot und grün. Die Tür wird durch eine gladhelle Schlangenhaut gebildet. Auf dem ersten Feld sind dargestellt die Monate, Stunden, Tage und Jahre, der Himmel, die Planeten und die Himmelszeichen, alle durch Inschriften erklärt. Auf dem zweiten Felde war eine Weltkarte zu sehen: die drei Weltteile mit Flüssen und Städten, umgeben von Meeren, wider mit Inschriften. Das dritt e Feld zeigt Hercules, wie er die Schlangen als Kind erdrückt und wie er den Himmel auf srinen Schultern trägt. Die vierte Seite war mit der Geschichte der Helena ausgefüllt. Zusammengelegt kann das Zelt in einer Truhe verpackt werden.
1189 Annales Colonienses maximi
Kaiser Friedrich I. erhielt ein Zelt vom ungarischen König, das kaum auf drei Wagen transportiert werden konnte.
Ein anderes vom engl. König bedeckte 5 Joche Landes.
1232 Annales Colonienses maximi
Kaiser Friedrich II.erhielt vom „Sultan von Babylon“ ein großes Zelt mit einer künstlichen Uhr.
1293 Chronico Colmariense
Der Erzbischof von Köln hatte ein Zelt, welches 40 Fuß breit und 100 Fuß lang war.
Auch die einfachen Soldatenzelte gab es aus Seide
Schneidet man das Hauptseil durch, so fällt das ganze Zelt zusammen.
Hauptmast z.B. 2 Spannen dick, 2 Speere hoch.
Zum Schutz vor Nässe gab es Überzüge aus Leder. (219)
1200-1210 Wolfram von Eschenbach „Parzival“
Um das Zelt war mit Seilen ein Hof eingehegt; zuweilen wurde derselbe auch noch besser gegen die Neugier abgeschlossen, indem man Tücher rings an Pfosten aufspannte und dieselben durch aufgelegte Borten verband. Tore führten in den Ring. In dem Hofraum pflanzte ein Ritter sein Banner auf, lies er seine Reservespeere in die Erde rammen. (216/217)
Die Fürstenzelte (Pavillions) waren aus verschiedenfarbigen Stoffen zusammengesetzt. Belegt sind im Hochmittelalter zum Bsp. ein schwarz-weißes Zelt goldbestickt, ein grün-braun-rot-weißes Zelt mit teilweise eingewebten Figuren und über die Nähte gelegten Borten, ein blau-rot geschachtes Zelt aus Seide, ein schwarz-weiß-rot-grünes Zelt mit einem Eingang aus Fischhaut.
„Ja man zieht, mit allem Hausrat versehen, in den Wald, lässt Zelte aufschlagen und verlebt da glückliche Tage. Die Männer erfreuen sich am Weidwerk, die jungen Mädchen durchstreiften den Wald, pflücken Blumen und suchen Kräuter.. Und wenn die Jäger dann beutebeladen zu den Zelten zurückkehren, so wird im Freien oder in den Zelten getafelt und dann mit Gesellschaftsspielen der Rest des Tages hingebracht. (I/346)
The Bridal Chamber of Herse, ca. 1540