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(5) spätes Mittelalter – Was gab es ab wann? Alles zum Thema „Spanx“ – figurformende Kleidung
Wurde im Spätmittelalter für die perfekte Figur schon nachgeholfen?
Nachweise in mittelalterlichen Quellen
tiefer Ausschnitt – Tafelbild um 1493
💡 Nein, die Eitelkeit wurde nicht erst im Barock erfunden! Letztlich wurde, sobald die Kleidung die Figur nachzeichnete, einer guten „Linienführung“ nachgeholfen
💡 Ich gehe aus rein praktischen Gesichtspunkten (Verspannungrn, Schmerzen) davon aus, daß Frauen mit reichlich Oberweite diese gestützt haben, sobald es Materialien gab, die dazu geeignet waren – Stoffe
💡 Was bis 2008 jeder gut recherchierte Reenactor und Historiker nicht geglaubt hat: dass nicht nur mittels Stoffstreifen oder Abnähern nachgeholfen wurde, sondern es schon stützende und formende Unterwäsche gab! Tja, der Drang nach äußerlicher Schönheit nimmt eben keine Rücksicht auf unsere Vorstellung davon, was es im Mittelalter gab und „was die konnten“…. 😉 😉 😉
- 1356 (Speier)
Es soll keine Frau Unter- oder Obergewand an den Seiten schnüren (und dadurch figurbetonend formen) oder durch Engnisse mit Schnüren einziehen oder ihren Leib oder ihre Brüste in Engnisse zwingen oder binden (mit festen Stoffbinden umwickeln, um eine schlanke Figur zu formen). Es soll keine Kleider tragen, die vorn herunter oder an der Seite geknöpft sind (so daß man sie sehr viel enger machen konnte, als wenn man sie geschlossen über den Kopf streifen mußte), und die Halsausschnitte, die so groß sind, daß sie die Schultern nicht mehr bedecken. - 1367 (Benesch von Weitmuel)
Männer trugen die Kleider so enge, dass sie kaum zu atmen vermochten. Um die Brust stopften sie sich aus mit Baumwolle, dass sie Weiberbrüste zu haben schienen . Um den Bauch waren sie so geschnürt, dass sie Windhunden glichen. Auf der Rückseite pressten sie sich mit mehreren Bändern so, dass sie kaum mit langsamen Schritten einhergehen konnten. - um 1371 (Rat zu Strassburg)
Keine Frau, wer sie auch sei, soll sich mehr schürzen mit ihren Brüsten, gleichviel geschehe es durch das Hemd oder durch geschnürte Röcke, noch soll sie sich färben oder Locken von totem Haare anhängen. Das Hauptloch gehe so weit auf die Achseln, dass man die Brüste nicht sehen könne. - um 1380 (Nürnberger Ordnung)
Sie schreibt genau vor, wie tief der Ausschnitt sein darf: „Wenn sie aufrecht steht, soll der Ausschnitt höchstens ein Fingerglied breit unter ihren Knöchlein am Hals reichen.“ - um 1385 (Suchenwirth)
„Er war gebunden wie ein Sack mit Riemen und mit Schnüren, er mochte sich nicht rühren.“
„Da man Geradlichkeit verlangt, tut man sich binden, mit Riemen vorn und hinten, dass man aussieht wie ein Scheit.“
„Hör auf, mir ist zerbrochen ein Nestel all dahinten“
„Baumwoll wickelst du fest um dich, das tut dir weh und ist ein Spot, du machst dich anders, als dich Gott nach sich selbst gebildet hat.“
„Dein Antlitz schmierst du früh und spät… dass du ganz falscher Farbe scheinst.“
„hiervor man eine Sitte pflegte: Der Gürtel in rechter Höhe lag, dass wohl ihre zarte Brust nach der jungen Mannes gelüstet saß darauf mit gutem Gemach. Jetzt ist eine neue Sitte entstanden: dass sie den Gürtel senken und gürten über die Hüften sich. Diese Sitte ist gar unminneglich und bei jungen Männer auch nicht beliebt…“ - um 1440 bis 1485 (Schloss Lengberg, Osttirol)
2008 wurden bei Renovierungsarbeiten ein BH (Körbchengröße C) und ein Tanga 😀 😀 entdeckt, deren Nutzung in diese Zeit datiert werden konnte. Eine Sensation! Vermutlich gab es das auch schon im 14. Jahrhundert, als die Mode figurbetont wurde. Bis dato ging die Forschung davon aus, daß der BH im 19. Jahrhundert erfunden wurde!!! - 1480 (Chronist Erfurt)
„Mädchen und Frauen trugen köstliche Brusttücher, auch vorn mit breiten Säumen gestickt, mit Seide, mit Perlen oder mit Flitter, und ihre Hemden hatten Säcke, dahinein sie die Brüste steckten, das alles zuvor nicht gewesen war.“ - 1512 (Thomas Murner „Narrenbeschwörung“)
Zum modischen (Stutzer) Jungmann: Das Haupt gekruset denn mit Eierklar… Knebelbärt und gekräuselte Haare - um 1515 (Johann Geiler)
Beschrieben sind Brusttücher, die weißen, gefüllt mit Baumwolle, die gut aussehen, wenn das Wams offen steht, aber auch warm halten. Zum anderen sind es die weichen Tüchlein, Halsmäntlein, die sie unter den wollenen Röcken tragen, dass die Rauhigkeit des Rocks sie nicht beißt, und wenn sie keine Brüste haben, so stecken sie dieselben weichen Tüchlein in die Glenken („Hängebrüste“, oder wenn sie zuviel Brust haben, so binden sie dieselben darein und halten sie zusammen – sie zerflössen sonst wie weicher Käs…
Bildnachweise für Figurformung im Mittelalter 😀 „Spanx“ 😀
Natürlich gibt es keine Abbildungen vom „drunter“, aber durch die sehr enge Kleidung kann man gut erkennen (insbesondere, wenn figürlich „etwas mehr“ dran ist), wo eine Taille geformt oder etwas nach oben gepusht wurde:
💡 💡 💡 Nicht zu vergessen natürlich der BH, um 1440-1480 getragen, der 2008 bei Restaurationsarbeiten in Schloß Lengberg in Osttirol gefunden wurde!