Drei Mittelalterstoffe aus 100% Leinen/Baumwolle zum selbst färben

NEU! Für alle Fans der möglichst genauen historischen Darstellung im Reenactment – Naturstoffe aus Leinen und Baumwolle mit eingewebtem Muster: Früh-, Hoch- und Spätmittelalter zum selbst färben!

DTW150-01_damast_mittelalter_naturstoff 1250-1400 det 2Ich freue mich, ab sofort drei ganz besondere mittelalterliche Stoffe im Sortiment zu haben – lagernd, also sofort lieferbar – die den Originalstoffen sehr nahe kommen, da sie zu 100 Prozent aus Naturfasern bestehen: 67% Leinen und 33% Baumwolle. Der Flachs für das Leinengarn kommt aus Irland und Italien, die Baumwolle aus Ägypten – seit altersher die beste Qualität, da die ägyptischen Baumwolle sehr langfaserig ist und sich deshalb zu sehr feinen, festen Garnen verspinnen lässt – das bewirkt einen feinen Glanz der Oberfläche, siehe Foto. Die Stoffe sind naturweiß, also ungebleicht, und lassen sich sehr gut färben – mit Pflanzenfarben oder handelsüblichen Farben. Ich habe einen Test mit einer Farbe gemacht, die ich noch hatte – das Ergebnis ist super! Da beide Materialien die Farbe etwas unterschiedlich aufnehmen, entsteht eine tolle farbliche Schattierung. die das Muster plastisch wirken lässt.

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Originalstoff 13. Jahrhundert Sizilien

Bei dem Original handelt es sich um einen Halbseidenstoff, die Kette aus Leinen und der Schuss aus Seide, gewebt in Spanien oder Sizilien im 13. Jahrhundert. In Reihen geordnete Medaillons, der Rand gefüllt mit Palmetten, enthalten ein Paar aufgerichteter, abgewendeter, mit dem Kopf sich zugewendete Greifen, die sehr Löwen ähneln. In den Zwickeln befindet sich eine achtblättrige Rosette, belegt mit Wappenlilien. Ein Stück dieses Stoffes befindet sich in einem Reliquienschrein zu Siegburg, das Kunstgewerbemuseum Berlin besitzt/ besaß ebenfalls ein Stück.

Einen Stoff mit einem gegenständigen Löwenpaar im Medaillon habe ich ebenfalls gefunden – er wurde mit großer Wahrscheinlichkeit zwischen 1200 und 1250 in Deutschland gewebt und stammt aus dem Kloster Lüne bei Lüneburg.

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Originalstoff 1200-1250 Deutschland
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Originalstoff 12. Jahrhundert Sizilien

Einen Stoff mit einem gegenständigen Vogelpaar im Medaillon habe ich ebenfalls gefunden – er stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde in Sizilien gewebt. Mein Stoff verbindet diese Elemente zu einem wunderschönen Design!

Ich habe die Stoffe im Buch „Die Geschichte der Seidenweberei“ von Prof. Otto von Falke von 1913 gefunden. Diese beiden Bände sind ein wahrer Fundus für historische Muster und einer der Schätze meiner Bibliothek!

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Originalstoff 4.-6. Jahrhundert Panopolis Akhmim
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Originalstoff 4.-6. Jahrhundert

zur zeitlichen Einornung:
Der Stoff rechts zeigt Vogel- und Greifenpaare in spitzovalartigen Wellenranken, die den Tieren meiner Stoffe sehr ähneln – er stammt aus der Spätantike, also dem 4.-6. Jahrhundert (Herkunft und Datum waren nicht genauer beschrieben). Gegenständige Tierpaare wurden also schon sehr früh in der Weberei verwendet – Tiere haben ja seit jeher einen sehr hohen Symbolgehalt.
Das Medaillon als Element findet sich seit dem altpersischen Reich (von etwa 550 bis 330 v. Chr.) in der Weberei des Mittelmeerraumes, im byzantinischen Reich war es sehr beliebt und wurde von der byzantinischen und sizilianischen Weberei nach Europa gebracht. Vor allem ab dem 7. Jahrhundert entwickelte die byzantinische Weberei aus den altpersischen Motiven neue, eigene Medaillonmuster, die die sizialianische Seidenweberei (nachgewiesen seit dem 10. Jahrhundert, Webereien bestanden aber schon vorher) übernahm. Und da Byzanz bis ins 12. Jahrhundert ein wichtiger Machtfaktor in Europa war und auch ein Vorbild in Sachen Pracht und Prunk, erfeuten sich Medaillonstoffe in verschiedensten Ausführungen großer Beliebtheit. Medaillonstoffe habe ich noch im 14. Jahrhundert gefunden. Das abgebildete Medaillon stammt aus dem 4.-6. Jahrhundert und wurde in Panopolis Akhmim gewirkt.
Somit kann dieses Muster sehr gut für frühmittelalterliche Gewandung von 600 bis 1050 verwendet werden.

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Originalstoff 14. Jahrhundert Italien
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Originalstoff 1350-1400 Lucca, Italien

Bei dem Original handelt es sich um einen Italienischen Seidenstoff des 14. Jahrhunderts, dem mein Muster sehr ähnlich ist. Die italienische Seidenweberei zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde sehr von Stoffmustern aus China beeinflusst, die über die Seidenstrasse nach Europa kamen: versetzt angeordnete Tiere oder Tierpaare und stilisierte Pflanzenmotive. Zunächst wurden die chinesischen Stoffe ziemlich genau nachgewebt, aber Pflanzen und Tiere wurden mit der Zeit immer weiter „europäisiert“. Bei diesem Stoff handelt es sich um chinesische Fasanenvögel, kombiniert mit kleinen (ebenfalls grünen) Drachen und stilisierten Lotusblumen, also um eine sehr frühe italienische Arbeit, in die noch kaum Europäischens eingeflossen ist. Mein Stoff ist eine ziemlich genaue Replik – nur die kleinen Drachen fehlen und die Blüten wirken eher wie Disteln. Da im Mittelalter Mode noch wesentlich langlebiger war und vor allem Muster, so sie sich denn verkaufen ließen, über Jahrhunderte verwendet wurden, kann dieses Muster bedenkenlos für Gewandung des späten 13. bis Mitte des 15. Jahrhunderts verwendet werden.

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Originalstoff 1400-1450 Italien

Granatapfelstoffe wurden ab dem Ende des 14. Jahrhunderts sehr beliebt und finden sich in den nächsten drei Jahrhunderten immer wieder als textiles Muster. Zunächst waren die Rapporte nicht so groß – etwa 20-30 cm, zum Ende des 15. Jahrhunderts wurden sehr großrapportige (teilweise über einen Meter) Granatapfelmuster im Wellenrankendesign beliebt, im 16. Jahrhundert wieder kleinere, symmetrisch angeordnete Muster im Spitzoval, teilweise abwechselnd mit Palmetten- oder Ananasmotiven und zum 17. Jahrhundert hin zunehmend stilisierter und später sehr kleinrapportig. Granatapfelmotive wurden auch im Barock immer wieder aufgegriffen.
Also ein wirklich zeitloses Muster, in dieser Ausführung im Spätmittelalter und in der Renaissance absolut authentisch.
Bei dem Original handelt es sich um einen Stoff aus einer Danziger Kasel vom dem Anfang des 15. Jahrhunderts, hergestellt sicherlich in Italien. Die Einordnung ist so genau möglich, da die Stickerei der Kasel um 1450 in Deutschland angefertigt wurde.

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