William Morris – Kunst und Handwerk des Mittelalters im Jugendstil

William Morris Wandteppiche und Stoffe – Kunst und Handwerk des gotischen Mittelalters interpretiert im Jugendstil Teil 1

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William Morris – Akanthus und Weintraube 1870
William Morris (1834-1896)

„Meine Arbeit ist die Verkörperung der Träume.“

„Die Kunst ist der Ausdruck der Freude des Menschen an der Arbeit.“

„Dass den Maschinen erlaubt wird, unsere Meister zu sein und nicht unsere Diener, das ist es, was heutzutage die Schönheit des Lebens verletzt.“

„Wenn ich euch nur überzeugen könnte, dass die wichtigste Pflicht der heutigen zivilisierten Welt darin besteht, die Arbeit für alle Menschen zu einer glücklichen zu machen, alles ihr Mögliche zu tun, um die Menge der unglücklichen Arbeit zu verringern.“

„…Handarbeit…besteht… aus den Bestandteilen: Abwechslung, der Hoffnung der Kreativität und der aus einem Gefühl der Nützlichkeit erwachsenen Selbstachtung; wozu das geheimnisvolle körperliche Vergnügen der geschickten Anwendung der Körperkraft hinzugefügt werden muss.“

William Morris war Architekt, Künstler, Schriftsteller, Weber, Designer Handerker… und gilt als der größte Designer,einer der Gründer und eine der herausragendsten Persönlichkeiten der Arts & Crafts-Bewegung. Die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert stand für ihn für den Verlust der Handwerkskunst und Kunstfertigkeit. Als Architekt hatte sich sein Sinn für Form und Stil noch verstärkt, im Elternhaus war er von mittelalterlicher Kunst und Kultur umgeben, sogar mittelalterliche Rezepte wurden gekocht.

Edward Burne-Jones und William Morris Die Suche nach dem Heiligen Gral - Lancelot 1885-1886
Edward Burne-Jones und William Morris Die Suche nach dem Heiligen Gral – Lancelot 1885-1886
Gotische Kunst faszinierte ihn schon früh. Die Schönheit einer gotischen Kirche hatte für ihn dieselbe Bedeutung wie die Musik für den jungen Mozart. Für ihn waren diese Kirchen nicht alt, sondern frisch, aktuell und vollkommen. In der Gotik fand er schon in der Jugend die neue Welt, die er später als erwachsener Mann erschaffen wollte. Die Gotik war die letzte Epoche, die Kunst und Handwerk vereinte. Die spätgotischen Maler die Brüder van Eyck und Hans Memmling waren übrigens seine Lieblingsmaler.
Morris entwickelte eine frühe Wertschätzung der Schönheit der Natur. 1851 als er siebzehn war, fand in London die Weltausstellung statt, auf der das Beste der britischen Produktion, Technik und Wirtschaft präsentiert wurde. Morris fühlte sich durch die „Hässlichkeit“, die er vorfand, abgestoßen. So wurde der Grundstein dafür gelegt, es besser machen zu wollen.
Auf Wunsch der Familie studierte er Theologie. An der Universität in Oxford lernte er 1853 Edward Burne-Jones kennen, mit dem ihn von da an bis an sein Lebensende eine tiefe Freundschaft verband. Beide wünschten sich ein Leben als Künstler in einer Gemeinschaft, die Kunst und Handwerk verknüpfte: Künstler, die ihre Entwürfe von Handwerkern qualitativ hochwertig umsetzen lassen oder selbst (mit) umsetzen – das Gegenteil der Mechanisierung der industriellen Revolution ihrer Zeit.
Da er bereits mit 22 Jahren finanziell unabhängig geworden war, konnte William Morris seine Träume leben. Er verließ die Universität und arbeitete zunächst als Architekt, wo er den Designer und Architekt Philip Webb (1831-1915) traf.
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Dante Gabriel Rossetti – Venus Verticordia 1864-1868
Dann lernte er den zeitgenössischen Maler Dante Gabriel Rosetti kennen und verehrte ihn genau wie Edward Burne-Jones über alle Maßen. Rosetti war damals künstlerisch auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft und scheint als Mensch ein großes Charisma gehabt zu haben. Morris wechselte wegen ihm in die Malerei und wurde Teil einer Gruppe von Künstlern, die sich selbst Präraffaeliten nannten und hatte einigen Erfolg.
Die Buchmalerei, die er sich wie viele andere Fertigkeiten selbst beibrachte, ging ihm allerdings leichter von der Hand als die Malerei – es gibt nur wenige vollendete Werke von ihm. 1859 heiratete Morris Jane Burden, die mit ihrer blassen Haut und ihren kupferroten Haaren ihm und seinen Freunden als Ideal weiblicher Schönheit galt. Zu dieser Zeit hatte er bereits begonnen, eigene Poesie zu veröffentlichen (Morris gilt als Mitbegründer der Fantasy! und beeinflusste unter anderem C.S. Lewis für die Narnia Chroniken und J.R.R. Tolkiens Werk) und war besser bekannt als Dichter als als Künstler. Morris sah die Dichtkunst gern als Handwerk des Geschichten erzählens – ein Handwerk, das er so gut beherrschte, dass er es ausüben konnte, ohne sich ganz darauf konzentrieren zu müssen.
Ab 1861 begann Morris mit der Herstellung von Kunsthandwerk und gründete mit Freunden (unter anderem Edward Burne-Jones, Dante Gabriel Rosetti und Ford Madox Brown) die Firma Morris, Marshall, Faulkner & Co, nachdem Rosetti und Brown die Firma 1874 verlassen hatten (Rosetti hatte eine Liason mit Jane Morris) gründete er 1875 William Morris and Company.
Die Firma bietet nach einem Werbeschreiben folgende Leistungen an:
1. Wanddekoration in Form von Bildern oder Mustern oder auch nur als Arrangement von Farben – für Kirchen, Wohnhäuser und öffentliche Gebäude (das waren im einzelnen Stickereien, Arras – Tapisserien, Gewebe mit Figurendarstellungen, Samtstoffe und gewebte Stoffe, bedruckte Stoffe, gestanztes Leder, Papierbehänge)
2. Schnitzarbeiten für architektonische Zwecke
3. Farbige Glasfenster, besonders im Zusammenhang mit Wanddekorationen
4. Metall- und Schlosserarbeiten aller Art, einschließlich Schmuck sowie
5. Möbel, deren Schönheit auf dem Design beruht, auf der Verwertung bisher übersehener oder vernachlässigter Materialien oder auf der Kombination mit figürlicher oder nicht figürlicher Malerei
In diese Rubrik fielen auch ornamentale Arbeiten in anderen ähnlichen Materialien sowie sämtliche Artikel des täglichen Gebrauchs, außerdem häusliche Dekorationen, später Teppiche, außerdem stellte die Firma auch Kacheln und Fliesen her.
William Morris stieß im gegenwärtigen (industrialisiert-effizienten) Handwerk immer wieder an Grenzen bei der Umsetzung seiner Ideen. So begann er, sich für künstlerische und handwerkliche Methoden der Vergangenheit zu interessieren und machte es sich zur Aufgabe, verschwundenes Wissen zu erneuern. Beispielsweise die Färberei: da es kaum noch Färber gab, die ich mit den alten pflanzlichen Färbemitteln auskannten, studierte er französische Kräuter- und Pflanzenbücher des 16. und 17. Jahrhunderts. Er gründete später eine eigene Färberei, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Dadurch wurden seine Farben unverwechselbar. Einem Kunde, der sich verwundert über deren Leuchtkraft äußerte – „Aber ich habe gemeint, ihre Farben seien gedämpft?“ erwiderte Morris barsch: „Wenn Sie Schmutz haben wollen, finden Sie ihn auf der Strasse.“
Auch wunderschöne Wandteppiche entstanden u.a. in Zusammenarbeit mit Sir Edward Burne Jones –einige Motive habe ich im Sortiment. Er sah den Triumph der Kunst darin, die Dinge des täglichen Gebrauchs künstlerisch und handwerklich hochwertig zu gestalten.

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William Morris Granada – gewebter Seidensamt broschiert mit Goldfäden blauer Handdruck
William Morris - die Ode des Horace, bebilderte Manuskriptseite 1874
William Morris – die Ode des Horace, bebilderte Manuskriptseite 1874
William Morris - Peacock and Dragon Originalstoff 1878
William Morris – Peacock and Dragon Originalstoff 1878

Teil 2 folgt im nächsten Blog 😉 😉 😉

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