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Josef Albers Homage to the Square – Huldigung des Quadrats
Homages to the Square – Huldigung des Quadrats
Josef Albers (1888 – 1976) studierte Kunst in Berlin, Essen und München. 1920 ging er als „spätberufener“ Student an das Weimarer Bauhaus. Drei Jahre danach erteilte ihm der dortige Akademiechef Walter Gropius einen Lehrauftrag und 1928 übernahm Albers von Marcel Breuer dessen Bauhaus-Möbelwerkstatt. Von 1930 an war Albers stellvertretender Direktor der Kunstschule. Als das Bauhaus auf Druck der Nationalsozialisten 1933 geschlossen wurde („entartete Kunst“), ging Albers an das gerade gegründete legendäre Black Mountain College, USA. Ab 1950 leitete er die Design Abteilung an der Yale Universität in New Haven.
Am Bauhaus arbeitete Albers in Glas, entwarf Möbel und Gebrauchsgegenstände, entwickelte eine Schrift (also quasi angewandte Kunst, technisch urbane Kunst mit „Gebrauchswert“) und begann mit der Fotografie. Die Malerei vernachlässigte er bis zu seiner Ankunft in Amerika 1933.
1935 bereisen Josef und Anni Albers zum ersten Mal Mexiko und lernen die alte Struktur kennen, die präkolumbianische Kunst, die typischen Farben. Für Josef Albers ist das eine Initiationserfahrung. Seine künstlerische Karriere beginnt neu. Er verwendet die Farben dieses Landes – Magenta,Türkis, Violett und Ocker – auch in seinen Homages in exzentrisch wirkenden Kombinationen.
Die Homages sind die berühmteste Werksserie von Josef Albers.
Albers faszinierte, wie unterschiedlich die gleiche Farbe in verschiedenen Farbumgebungen, bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen wirken kann, wie unterschiedlich die Farbfläche.
Bei der visuellen Wahrnehmung von Farbe und der Interaktion von Farben lassen sich die Ergebnisse nicht vorhersagen. Eine konkrete Lösung kommt erst durch Ausprobieren, Abänderung, Wiederholungen, Experimente und die Überprüfung der eigenen Wahrnehmung zustande.
Die Wahrnehmung jeder Farbe wird beeinflusst durch ihre Quantität und Platzierung im Verhältnis zu anderen Farben.
Albers suchte nach einer proportionalen Komposition. Er fand sie in einer Anordnung von 3 oder 4 Quadraten, die er so anordnete, dass es ein oben und ein unten gibt – die oberen Bereiche dehnen sich aus, die unteren Bereiche verdichten sich. Damit bringt er – einfach, aber genial – eine Tiefe und Bewegung in seine Homages und man hat das Gefühl, es gibt eine Schwerkraft. Für ihn waren die Quadrate “das Tablett, auf dem er die Farbe servierte”.
Bereits 1920 waren Collagen aus zugeschnittenen und bemalten Papieren die bevorzugten Materialien für Farbstudien in Johannes Ittens Vorkurs am Bauhaus. Auch Albers verwendete solche Collagen, als er am Black Mountain College selbst Farbenlehre unterrichtete. Anfangs entstanden so die Homage Studien.
Bild links
Er probierte jede mögliche Zusammenstellung, bis er auf eine Farbkombination stieß, bei der etwas „passierte“. Ein kreativer Prozess, der auf Ausprobieren und Wiederholung beruht und weniger auf dem Zufallsprinzip. Bald ging er zu Öl-auf-Papier Studien ganzer Homages über. Er trug die Farbe direkt aus der Tube auf, nur Rosa- und Hellblautöne, ein bestimmtes Grau und ein Gelborange mischte er. Er verwendete Farben von mehr als 40 Herstellern. In 26 Jahren entstanden so über 2000 Gemälde. Alle Homages entstanden unter künstlichem Licht – warm und kalt. Wichtig war Albers ein strahlend weißer Untergrund. Tatsächlich ging es Albers in erster Linie um den Entstehungsprozess, die Wahl und Anordnung der Farben, nicht um das Malen des eigentlichen Bildes. Einzig die Farben sollten wirken, deshalb beispielsweise der Auftrag mit dem Malmesser, mit dem er einen genauen Farbautrag ohne Überlappungen schaffte. Gelb und Grau übermalte er oftmals miteinander, ansonsten arbeitete er gern mit ungemischten Farben, um eine maximale Pigmentierung und damit Strahlkraft zu erreichen. In den frühen Jahren waren die Farbkompositionen dissonanter und gegensätzlichen, später feiner und subtiler (Nuancen derselben Farbe). Albers trug die Farbe in unterschiedlicher Dichte auf, so dass das Weiß der Grundierung unterschiedlich durchscheinend und die Farbe transparent bis deckend erscheint.
Etliche Bilder haben einen weißen Rahmen, wo die Grundierung zu sehen ist. Er wollte die Farben in ihrer reinen Wirkung miteinander darstellen in der von ihm gefundenen perfekten Form.
Homage to the Square beinhaltet auch viele ungewohnte Farbkombinationen, die blass erscheinen, wenig Kontrast und Spannung zu bieten scheinen, sich aufheben oder nicht zusammen passen – scheinbar. Nicht alle erreichen den Betrachter. Halt Geschmackssache. Aber spannend!
Die Homages haben mich wegen ihrer quadratischen Form zu einer Kissenserie inspiriert. Und es wurde ein sehr interessantes und spannendes Projekt!
Zum Einen wollte ich Farbkombinationen finden, die die Originale widerspiegeln. Zum Anderen sollten es Farbkombinationen sein, die gut zu den heutigen cremefarbenen, grauen, braunen oder schwarzen Sofas passen. Und das Experimentieren mit den Farben und Größen wurde zu einer Reise, in deren Verlauf ich verstand, was Josef Albers so daran fasziniert hatte. Ich hätte nie gedacht, dass es so langwierig sein würde, die ansprechendsten Kombinationen zu finden!
Als Materialien kombinierte ich samtweiche Velvets „Maulwurffell“ mit wenigen Strukturstoffen und Unis, das perfekte Sonnengelb fand ich als Seide. Ich habe die Platzierung der Quadrate so gewählt, dass man sie auf dem gefüllten Kissen gut sehen kann. KISSEN SIND DAS GESICHT EINES SOFAS!
bilder making of 3 oder 4
Die bewusst eingeübt Kunst des Sehens.
“I want to open eyes.” Sehen soll aktiv werden. Ja: man kann kreativ sehen lernen.
„Man sieht mitunter nicht, was tatsächlich vorhanden ist. Aber ohne Sehen ist alles nichts.“
„Gute Malerei, gute Farbgestaltung, lässt sich mit gutem Kochen vergleichen. Auch ein gutes Kochrezept verlangt wiederholtes Kosten. Und das Beste Probieren hängt ab von einem Koch mit Geschmack.“
Farben erscheinen in einem konstanten Wechsel, weil immerfort auf wechselnde Umgebung und/ oder wechselnde psychische Bedingungen bezogen.
Albers steht für eine Kunst, die neu zu sehen lehrt. Und er liebte zweifellos die Mathematik.
Lehren und künstlerisches Arbeiten gehörten für ihn untrennbar zusammen.
Josef Albers wurde lange, besonders in Europa, nicht als Künstler verstanden, sondern oft als ein Theoretiker, dessen Werke stellvertretend für Ideen stehen.
Durch die „Albers-Schule“ gingen unter anderem Robert Rauschenberg, Richard Serra, Cy Twombly, Donald Judd, Willem de Kooning und Kenneth Noland