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(11) Ersterwähnungslexikon Mittelalter- Was gab es ab Wann? Alles außer Stoffe
Mein „Ersterwähnungslexikon“ ist zum einen während meiner Recherchen und so während des Lesens entstanden – immer wenn ich etwas Interessantes herausfand, hab ich es notiert – und zum anderen aufgrund des auf Mittelaltermärkten von Teilnehmern und Besuchern immer wieder gern gehörten Spruches: „Das ist aber nicht authentisch, das hat es zu dieser Zeit noch gar nicht gegeben“…
Wer Ergänzungen oder Verbesserungen anbringen möchte – ich freue mich über jeden Hinweis.
Das Lexikon erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, nur alles, was hier steht, kann ich mit meist alten historischen Quellen belegen.
- Bestiarien
Das erste entstand im 2. Jhd.v.Chr. und ist als „Physiologus“ bekannt. Möglicherweise war der Physiologus im Mittelalter bei einfachen Leuten so bekannt wie die Bibel.
Bestiar, eine „Enzyklopädie über die merkwürdigen und wunderbaren Tiere der Erde“. Sie wurden bis ins 16. Jhd. gedruckt - Fantastische Tiere:
Basilisk, Kentaur, Hippocampus (Pferd-Delphin), Einhorn, Meerjungfrau, Wassermann, Sirene, Manticora (Menschenkopf, Löwenleib, Drachenflügel, Skorpionenschwanz), Phönix, Greif, geflügelter Drache, Yala (Elefantenkopf, Löwenkörper) - Brille
Der Dominikaner Alessandro della Spina stellte die ersten Brillen um 1290 in Pisa her, indem er konvex geschliffene Gläser, Bergkristalle und Berylle mit einem Steg miteinander verband. - Buchdruck
Um 730 in China erfunden, um 1045 die beweglichen Lettern; 1445 druckt Gutenberg das erste Buch in Europa. - Dreifelderwirtschaft
Erstmals in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts urkundlich belegt. - Englische Langbogen
In der Schlacht von Crecy 1346 schlugen Langbogenschützen erstmals ein Ritterheer. - Geldwechsler
Kam Ende des 12.Jhd. in Italien, vermutlich in Genua, auf – er hieß „bancherius“, später Bankier, weil er an einem Tisch (bancus) sitzend arbeitete. (in Europa hießen sie lange Zeit Lombarden nach ihrem Ursprungsgebiet Lombardei). - Geschäftsbücher
Das Hauptbuch der Runtinger aus Regensburg ist das einzig erhaltene Kaufmannsbuch seiner Zeit (1383 – 1407) und damit das wichtigste des deutschen Mittelalters. - Wechsel
Entstand mit dem Geldwechsler um bargeldlos reisen und währungsübergreifend Geschäfte tätigen zu können – wurde wie ein Scheck und als Schuldschein verwendet. Führte zum Papiergeld und zu „Giro“ – Geschäften (ital. „giro“, Übertragung). - Girobank
Die 1408 gegründete Casa di San Giorgio in Genua - Inquisition
Bis zum Beginn des 12. Jhd. gab es keine gezielte Verfolgung von Ketzern und Hexen (ab 1120 härtere Vorgehensweise). 1231 wurde das erste Inquisitionstribunal in Toulouse eingerichtet.1241/42 erschien das erste Handbuch für Inquisitoren, verfasst von einem spanischen Dominikaner. 1252 gestattete Papst Innozenz IV. die Anwendung der Folter, um ein Geständnis zu erzwingen. Noch im 14. Jhd. gab es erhebliche Widerstände der Bevölkerung gegen die Hexenverfolgung. Im 15. Jhd. bestätigte Papst Innozenz VIII die Existenz von Hexen in “einigen Gebieten Oberdeutschlands”. Auf dieser Bulle basiert der Hexenhammer der Dominikaner Heinrich Institoris und Jakob Sprenger, der 1487 veröffentlicht wurde.
Die Verfasser sahen in jeder Frau “einen Feind der Freundschaft, eine unausweichliche Strafe, ein notwendiges Übel, eine natürliche Versuchung, eine begehrenswerte Katastrophe, eine häusliche Gefahr, einen erfreulichen Schaden, ein Übel der Natur.” - Kachelofen
Sie kamen im 12. Jahrhundert auf – Verminderung der Brandgefahr und Wärmespeicherung. - Metallmaschinen
Die frühesten ganz aus Metall gefertigten Maschinen waren die Feuerwaffen und die Uhr. - Mechanische Papiermühle
Die erste deutsche Mühle errichtete 1390 der Patrizier Ulman Stromer im Nürnberger Umland. - Walkmühle
962 erwähnt Walkmühle am Fluß von Jericho, Toskana, 1008 in oberitalienischem Kloster - Wassermühle
Seit dem frühen Mittelalter bekannt (ein Erbe der römischen Antike) – Ende des 6.Jhd. in einem Gesetz der Merowinger erwähnt. Selbständig arbeitende Mühlen werden schon im 8.Jhd. erwähnt. - Windmühle
Arabische Geografen berichten, in Persien seien Windmühlen schon im 10.Jhd. betrieben worden. Seit dem Ende des 12.Jhd. kamen sie im nordwestlichen Europa in Gebrauch (vermutlich über die spanischen Mauren). Erste Erwähnung in Deutschland 1222 in Köln. - Mechanisierung des Walkens und Erfindung des Spinnrads im 13.Jahrhundert.
- Papier
Ab 751 gelangte es aus China in die islamische Welt, um 800 die erste Papiermühle in Bagdad, um 900 gelangte es nach Spanien. 7 Es gelangte im 11.Jahrhundert über Spanien nach Europa. - Schaf
Um 6000 v. Chr. Schafhaltung in Kleinasien, um 4000 v.Chr. in Europa, die älteste gefundene Schafschere datiert um 600 v.Chr. und ist aus Eisen (vorher nur Aufsammeln von Wolle) - Schießpulver
Kam Anfang des 13.Jahrhunderts in Spanien und den maurischen Gebieten auf. - Sprengen
Erst im 16. Jahrhundert war man in der Lage, starke Befestigungsmauern mit Sprengmitteln zu durchbrechen. - Trinkschiffe
Waren schon am Hofe Wilhelm des Eroberers bekannt, älteste Abbildung 1468 – 1469 in der Froissart – Handschrift. - Mittelplanke
kam ab dem 15. Jahrhundert auf, um die Pferde vor Kollision zu schützen. - Turnierlanze
gegen Ende des 11. Jahrhunderts erfanden Waffenexperten die dreieinhalb Meter lange Lanze, eingeklemmt unter dem Arm. - Turniergesellschaften
erste Gründung 1361 in Oberbayern – Bildung eines Turnieradels - Universität
Die ältesten Universitäten Paris, Bologna, Montpellier und Oxford entstanden zwischen 1200 und 1252; die älteste Universität auf deutschen Boden wurde in Prag 1348 gegründet; die erste auf dem heutigen deutschen Gebiet in Heidelberg 1385. - Zinn
Abbau auf deutschem Gebiet: im 12. Jh. begann der Abbau im Erzgebirge. Vorher waren seit der Antike die Gruben Südenglands die Hauptförderungsstätten.
1146 soll in Graupen die älteste Zinnförderung eröffnet worden sein, 1315, 1379 und 1458 folgten die nächsten Gruben.
Im 14.Jh. gab es die ersten Erlasse, die den Reinheitsgrad von Zinn behandeln:
Reinzinn (Baccara-Zinn) besteht zu 98-99% aus reinem Zinn, ist sehr spröde und läßt sich nicht gut gießen;
gutes klares Zinn mit 95% Zinnanteil und dem Zusatz von Messing oder Kupfer, mitunter geringen Spuren Wismut oder Antimon;
Probezinn, Zinn mit Blei legiert – am verbreitetsten war die Mischung 10:1 (in Nürnberg, der Hauptproduktionsstätte von Zinngeräten als „Nürnberger Probe“ so festgesetzt), am hochwertigsten 15:1, am geringsten 6:1 ;
geringes Zinn „Mankgut“, legiert mit Blei im Verhältnis weniger als 6:1 bis 1:1 – für Gegenstände, die nicht mit Lebensmitteln in Berührung kommen. - Zinnguss
Die älteste Beschreibung eines Zinngussverfahrens stammt von Theophilus Presbyter, einem Mönch des 12.Jh. (Schedula diversarum artium, ed.u.übers. von Albert Ilg, Wien 1878, cap.LXXXVII:)
Zinngerät und Zinngegenstände aller Art werden in Formen gegossen, dann an der Oberfläche versäubert, indem Gussnähte und Unebenheiten beseitigt werden, oder auf der sogenannten Drehlade abgedreht.
Seit der Antike wurden Zinnarbeiten geschmückt entweder indem man die Oberfläche mit einem Relief versah oder indem man sie gravierte. Nur sehr selten bemalte, vergoldete oder ätzte man Zinngerät.