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Wollbrokat Mittelalter „Drachen“ für Zarenmantel Oper Boris Godunov
Oper Boris Godunov – Savolinna Opera Festival 2015 Kostüm für Boris Godunov Darsteller Matti Salminen aus dem Wollbrokat MA0600 „Drachen“.
Zum Inhalt: „Boris Godunov“ wurde von Modest Mussorsky komponiert nach der literarischen Vorlage von Alexander Puschkin, die Uraufführung war 1874 in Sankt Petersburg.
Schauplätze sind Russland und Polen zwischen 1598-1605 – in dieser Zeit regierte Boris Godunov als Zar.
Die Oper handelt von den Umständen seiner Machtergreifung (er soll den jungen Zarewitsch Dimitri Iwanowitsch, Sohn Iwans des Schrecklichen, ermordet haben) – er wurde zwar von den Volksvertretern gewählt, gilt aber später als Usurpator.
Zum Ende seiner Herrschaft taucht ein entlaufener Mönch auf, der sich als Dimitri ausgibt und den Thron beansprucht. B.G. verstirbt unerwartet.
Nachfolger wird übrigens sein Sohn, den der falsche Dimitri ermorden lässt, um wenige Monate später selbst als Zar den Thron zu besteigen.
Diese Oper wurde im Rahmen des Savolinna Opera Festivals (Finnland) auf Olavinlinna Castle aufgeführt. Boris Godunov wurde von einer großartigen Stimme gesungen – Matti Salminen.
Für die Kostüme war Julia Müer zuständig und diese besuchte mich am 23.04. in meiner Werkstatt. Es ging um einen kostbaren schweren Brokatstoff für den Zarenmantel. Frau Müer brachte ihre Entwurfszeichnungen mit. Ich fand sie sehr schön – sie erinnerten mich an die traditionellen russischen Gewänder aus meinen Märchenbüchern, gezeichnet von dem russischen Jugendstilkünstler Iwan Bilibin:
Frau Müer entschied sich für den Wollbrokat MA0600 „Drachen“ in der Farbe Wolle bronze (28) mit Konturenfarbe schwarz und für einen Samtbrokat RN2900 (Ranken) in der Farbe rost (Konturenfarbe hellblau).
Der Bronzeton ist für ein Bühnenkostüm wesentlich wirkungsvoller als ein hellerer Goldton – er lässt das Muster auch auf größere Entfernung noch wirken, wie auf den Bildern zu sehen. Der Wollbrokat ist ein materialreiches, eher festes Gewebe, was einem Mantel den nötigen Stand gibt.
Die russischen Zaren und der russische Adel (Fürsten-Knjas und Bojaren) zur Zarenzeit trugen seit jeher gern schwere prunkvolle Stoffe mit viel Pelzbesatz oder -futter und sie liebten üppigen Zierrat, man kennt die schweren, nicht sehr faltenreichen Mäntel aus alten Filmen und Büchern und von Gemälden.
Dieser Stoff wurde in einer kleinen deutschen Manufaktur eigens für das Kostüm gefertigt. Wollbrokate und Samtbrokate sind sehr exquisite Stoffe: sie bestehen ausschließlich aus hochwertigen und damit teuren Garnen – Garne aus natürlichen Rohstoffen und echte Metallfäden – und werden noch an mechanischen Webstühlen in einer sehr aufwändigen Webtechnik hergestellt (Lampasbindung, Webkapazität ein Meter pro Stunde!).
Daraus entstand dann in Finnland Savonlinna der schwere, reich verzierte Zarenmantel. Die Fotos aus dem Nähatelier zeigen den angedeuteten Überwurf, der durch zahlreiche Perlenschnüre, gefasste Edelsteinimitate und Heiligenbilder gefertigt wurde.
Eine fantastische Arbeit, wie ich finde, die auf der Bühne genau die beabsichtigte Wirkung erzielt. Besser kann man diesen Wollbrokat mit den Drachenpaaren aus dem 15. Jahrhundert nicht präsentieren!