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…und so wurde aus dem Heiligen Georg der Erzengel Michael…
Wandteppich W3400 und Kissen K3408
Auszug aus einer kürzlich erhaltenen Mail bezüglich meines Wandteppichs W3400 „Der Heilige Georg“:
…“Da der Hl. Georg ein ganz normaler Mensch gewesen sein soll, wunderte ich mich, da das Bild nicht zur Bildbeschreibung passt. Die dargestellte Figur ist – da mit Flügeln versehen – sehr eindeutig ein Engel und nach Offb 12 ebenso recht eindeutig der Erzengel Michael.
Deus honoratur silentio,
non quod nihil de ipso dicatur vel inquiratur,
sed quia,
quidquid de ipso dicamus vel inquiramus,
intelligimus nos ab eius comprehensione defecisse,
unde dicitur Eccles. 43:
glorificantes dominum
quantumcumque potueritis,
supervalebit adhuc.
Thomas Aquinas, Super Boëthium De Trinitate I q.2 a.1 ad 6
La carità vera è sempre immeritata, incondizionata e gratuita!
Francesco, vescovo Romano
…
Als ich dieses Motiv ins Programm aufgenommen habe, habe ich den Drachen zu Füßen des Kämpfers gesehen und: „Ja, das ist der Heilge Georg…“, die Bezeichnung so von der Gobelinmanufaktur übernommen.
Der Hinweis des Kunden brachte mich natürlich dazu, mir das Motiv genauer anzusehen und zu recherchieren und tatsächlich: der Heilige Georg hat definitiv keine Flügel und der Erzengel Michael besiegt den Höllenfürst Luzifer in Gestalt eines Drachen und stößt ihn vom Himmel herab.
„Im Himmel entbrannte ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie konnten sich nicht halten, und sie verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satanas heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt, und mit ihm wurden seine Engel hinab geworfen.“ (Neues Testament Off 12,7)
Damit habe ich also den Erzengel Michael im Programm. Mittlerweile habe ich sogar die Originalvorlage meines Wandteppichmotives gefunden: die vergoldete Statue des hl. Michael auf dem Mont St. Michel in der Normandie, Frankreich.
Der Legende nach zeigte sich der Erzengel Michael 708 nach hier dem hl. Aubert, dem Bischof von Avranches (Normandie) und gebot ihm die Errichtung einer Kirche auf der Felseninsel. Heute ist der „Mont St. Michel“ Weltkulturerbe und sehr beliebte Sehenswürdigkeit und mittlerweile auch wieder Pilgerziel. Ich habe den Mont St. Michel bei einer Urlaubsreise in die Bretagne 1990 aus der Ferne gesehen und er hat mich sehr fasziniert…so wie beispielsweise die Designer der Peter Jackson Verfilmung „Herr der Ringe“, die den Mont St. Michel für Minas Tirith als Vorbild nahmen und nur die Architektur eher venezianisch-florentinisch umgestalteten, oder die fleißigen Stickerinnen um Königin Mathilde, die ihn auf den berühmten Teppich von Bayeux stickten – bei Almerlin als Wandteppich W8040 erhältlich.
Im Gegensatz zum Heiligen Georg, der als Schutzpatron Englands gilt (siehe das Georgskreuz in der britischen Flagge) ist der hl. Michael Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und später Deutschlands (seit der siegreichen Schlacht Kaiser Ottos I. auf dem Lechfeld am 10. August 955 gegen die Ungarn, der oft als „Geburtsstunde der deutschen Nation“ bezeichnet wird).
Er gilt nicht nur als Bezwinger Satans, sondern auch als Anführer der himmlischen Heerscharen, die im Osten vor Gottes Thron stehen (er ist sozusagen das Symbol der wehrhaften Kirche). In dieser Funktion wird er in (meist römisch inspirierter) Rüstung mit Schwert und Schild, zu seinen Füßen der besiegte Teufel in menschlicher- oder in Drachengestalt, dargestellt. So ist er auch auf dem Wandteppich dargestellt. Die Jakobsmuscheln in den Ecken beziehen sich auf den Jakobsweg, der auch am Mont St. Michel entlang führt.
Seine Farbe ist übrigens blutrot (wie der Hintergrund des Motivs) und so wurde auch die Reichsfahne der deutschen Kreuzfahrer blutrot mit einem silbernen Kreuz als ein Zeichen ihres Schutzpatrons.
Im Volksglauben begleitet er nicht nur die Seelen der Verstorbenen zu Gottes Thron, sondern er erstellt auch das Verzeichnis mit den guten und schlechten Taten jedes Menschen und legt dieses Gott vor. Damit bekleidet er die Funktion des Seelenwägers und wird in dieser Eigenschaft in der Kunst mit Flammenschwert und Waage dargestellt.
Gemeinsam haben übrigens der hl. Georg und der Erzengel Michael, dass sie beide als Schutzpatron der Soldaten und Krieger verehrt werden. Außerdem wurden im Spätmittelalter beide gemeinsam zum Patron des Rittertums und speziell der ihm geweihten Ritterorden, des Ordre de Saint-Michel (Frankreich, 1469) und des Order of St. Michael and St. George (England, 1818), berufen.
Natürlich habe ich dem Kunden geantwortet und mich für den Hinweis bedankt. Und ihn noch um die Übersetzung des lateinischen Textes gebeten. Hier ein Auszug seiner Antwort:
…“als Theologe und als Michael habe ich gerne den Hinweis gegeben.
Zu meinem Text, er stammt von Thomas von Aquino, einem meiner Lieblingstheologen:
Gott wird schweigsam verehrt, nicht weil nichts von ihm gesagt werden könnte oder man über ihn nichts herausfinden könnte, sondern weil wir, egal was wir von ihm sagen oder über ihn herausfinden, dennoch einsehen, dass wir ihn nicht begreifen können. Daher heißt es in Sir 43: Rühmt den Herrn, soviel ihr könnt – er übersteigt es immer noch.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen, und grüße Sie herzlich“…
Wenn Kunden und Interessierte meine Seite und meine Recherchen so genau lesen, finde ich das Klasse – es inspiriert mich wie hier zu weiteren Nachforschungen und zeigt mir vor allem, dass wirklich gelesen wird, was ich in so vielen Jahren an Informationen zusammen getragen habe. Ich freue mich auf die nächste anregende Mail dieser Art!
…Und ich habe den Mont St. Michael auf die Liste meiner Urlaubsziele gesetzt!