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(6) spätes Mittelalter – Was gab es ab wann? Alles zum Thema figurbetonende Kleidung
Eine durchaus vergnügliche Reise durch die Entwicklung „authentischer“ mittelalterlicher Gewandung des 14. bis 16. Jahrhunderts – alles zum Thema figurbetonende Kleidung und wie man es anstellte 🙂
Zu dieser Kategorie habe ich nicht sooo viele bildliche Details, die ich beisteuern kann – aber das Lesen lohnt sich 🙂 🙂 !
- 1322 (Anonymus Leobiensis)
So sehr machten fast alle die Röcke eng, dass mancher nur mit fremder Hilfe, andere vermittelst Nestel die von den Handwurzeln der Aermel bis zu den Schultern reichten und über die Brust und den ganzen Bauch befestigt waren, ihre Röcke an-oder ausziehen konnten. Sie vergrösserten auch damals die Kopflöcher. d. h. die Öffnungen, durch die der Kopf aus den Kleidern gezogen wird. so dass bei den Männern die Brust, die Schultern, die Achseln zum grossen Theil sichtbar wurden.
Damals verkürzten sie auch die Mäntel so sehr, dass sie einigen kaum den Rücken völlig bedeckten. An den Oberkleidern verkürzten sie auch die Aermel, dass sie am Arme kaum bis zum Ellenbogen reichten; unterhalb des Ellenbogens hing es lang wie in Fähnchen herab. - 1335 (Limburger Chronik)
„Diese Herren, Ritter und Knechte gingen alle in langen Kleidern, (sie endeten) eine große Spanne unterhalb ihrer Kniee, und gürteten sich, dass sie sich aufschürzten…“
💡 bis erwa 1350 wurden „alte“ und „neue“ Mode gleichermaßen getragen, von alten Menschen noch länger - 1336/1367(Böhmische Chronik des Hagecius)
Bei anderen war der linke Ärmel beträchtlich weiter als der rechte, ja bei manchem sogar noch weiter als der ganze Rock lang war. „In diesem Jahr“, so bemerkt Hagecius „kamen in Böhmen wieder neue Trachten auf; manche trugen fünf oder sechs Schock Knöpfe, und die Kleider so eng angepasst, dass sie sich nicht bücken und bewegen konnten. - 1337 (Die Synode zu Köln)
Sie gingen einher in engen und knappen Kleidern, die sie nur mit Schwierigkeit anziehen, und so kurz sind dieselben, dass von ihnen kaum die Kniee und die Unterschenkel bedeckt werden. - 1350 (Limburger Chronik)
Frauen trugen große Halsausschnitte, so dass man ihre Brüste beinahe zur Hälfte sah. Auch trugen sie Mäntel, die waren ringsherum rund, die nannte man Glocken. - 1351 (Limburger Chronik)
Die alten Leute, vor allem die Männer trugen Röcke, „die waren um die Brust oben gerunziret und gefrenziret und waren vorne ufgeslitzet bis an ihre Gürtel“. Die jungen Männer trugen kurze Kleider, „die waren abegesneden uf den lenden unde gerunziret unde gefalden, mit engen Armen“. - 1356 (Speier)
Die Jungfrauen und Frauen …sollen auch keinen Barchentrock, Unterrock oder Oberrock an den Seiten schnüren oder durch Engnisse mit Schnüre einziehen oder ihren Leib oder ihre Brüste einzwängen oder binden.
Und sie sollen auch keinen aus Streifen oder Stücken zusammengesetzten Rock mehr tragen oder solchen aus Seide, Pfellerinseide, noch soll das Hauptloch so groß sein, dass man die Achseln sieht und sie sollen auch keinen Rock tragen der vorn oder an der Seite geknöpft ist. Es soll auch keine Lappen an den Ärmeln länger tragen als eine Elle lang vom Ellenbogen. Kein Mann soll Bart noch Scheitel tragen und sei der Zipfel seiner Gugel weder gewunden noch zerschnitten, noch länger denn höchstens anderthalb Ellen, und die Gugel vor dem Gesicht in keiner Weise ausgezackt. - 1362 (Limburger Chronik)
Und da begann es auch, daß die Männer begannen, sich vorn und hinten zu nesteln und gingen eng geschnürt („hart gespannt“). - um 1371 (in Zürich)
Es soll auch keine Frau an ihren Rock mehr eine Kappe machen lassen, die länger denn eine Elle ist. - 1389 (Limburger Chronik)
Es trugen Ritter und Knechte und Bürger lange Schecken und Scheckenröcke, geschlitzt hinten und seitlich, mit großen weiten Armen und die Besätze an den Armen hatten eine halbe Elle oder mehr. - 1467 (Chronik de Monstrelet)
Männer: bei den kürzeren, gewöhnlichen Röcken, die man bald gegürtet, bald ungegürtet zu tragen pflegte, ward die schon durch den schweren Stoff veranlasste Starrheit noch dadurch erhöht, dass man sie einesteils vorn und hinten ihrer ganzen Länge nach zu gleichsam orgelförmigen Parallelfalten gestaltete, andernteils unten, zumeist sehr breit, zuweilen bis zur Hälfte hinauf, mit schwerem und kostbarem Pelzwerk verbrämte. - 1475 (Schultz II Fig.353/254)
sogenannte „Dürermode“ bereits nachweisbar, kostbare Schnüre aus Seide, Silber oder Gold zum Verschliessen.
1494 Feldzug Karl VIII. gegen Italien bewirkte den Siegeszug der italienischen Renaissancemode in unseren Landen.