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Almerlin und historische Stoffe für Filmprojekte
Wir haben Stoffe für die Filme „1 1/2 Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde“, „Die Rache der Wanderhure“, „Mary – Königin der Schotten“, „Amelie rennt“, „Werk ohne Autor“, „Angelo“ geliefert!
Nach unserem letzten interessanten Kunden, der Stoff für einen Film geordert hat, ist es an der Zeit, gesondert über diese doch sehr spannende Kundengruppe zu berichten, die zugegebenermaßen nicht einfach ist 😉 .
In den letzten 10 Jahren gab es durchaus interessante Projekte!
So klingelte letztes Jahr im Mai das Telefon und ein Mann meldete sich, der Stoff für eine Tischdecke suchte, die in Flammen aufgehen sollte: „…ich habe gerade mit der Hexe gesprochen und ich brauche Folgendes….“ ?! Aha, mit der Hexe gesprochen! Hmmm… Unser echter Halbleinendamast war dafür genau das Richtige, da er im Gegensatz zu den heute größtenteils angebotenen Polyestherdamasten gesundheitsunschädlich brennt. Wie gut, dass ich gerade drei Designs als Lagerware angelegt hatte.
Denn eines haben alle Bestellungen für Filmprojekte gemeinsam: am besten heute bestellt und morgen geliefert. Wenn es sich dann um Stoffe handelt, die nur auf Bestellung gewebt werden, eine echte Herausforderung….!
In diesem Fall hatte ich glücklicherweise das passende Design – DTW100 „Welfen“ – am Lager und konnte so innerhalb des gesetzten Zeitlimits drei! (3 Versuche waren also möglich 😉 ) runde Tischdecken in Wunschgröße liefern, die auch noch mit einer passenden Baumwollspitze abgesetzt wurden. Eines konnten wir übrigens so schnell nicht beschaffen: einen weinroten Damast, da die Weberei ja nur im 4. Quartal auf einer farbigen Kette webt. Das Färben wollte der Kunde übernehmen. Der Film heißt übrigens „Amelie rennt“, wurde unter der Regie von Tobias Wiemann von Lieblingsfilm GmbH München produziert und kommt im Sommer 2017 ins Kino.
Ein weiteres spannendes Projekt war ein Stoff, der in der NS-Zeit im Büro eines Beamten die Wand zieren sollte. Die nette junge Dame, die einen passenden Stoff beschaffen sollte, hatte sich zunächst ohne es zu wissen für einen Stoffentwurf eines österreichischen Künstlers mit jüdischen Wurzeln entschieden – in jener Zeit natürlich ein nogo (von wegen „entartete Kunst“) und geht auch in einem Film garnicht. Ich habe in die Zeit und Thematik passende Alternativen vorgeschlagen („mittelalterlich-teutonisch-germanisch-prunkvoll“ 😉 ) und so wurde es schließlich der wunderschöne repräsentativ-prunkvolle Wollbrokat MA0700 in klassischem schwarz. Bei dem Film handelt es sich übrigens um ein weiteres Werk des Regisseurs Florian Henckel von Donnersmarck, der neben „The Tourist“ mit Johnny Depp und Angelina Jolie auch „Das Leben der Anderen“ drehte, ein wirklich berührender Film über die Arbeit der Stasi in der DDR, für den er 2007 in der Kategorie fremdsprachiger Film einen Oskar erhielt.
Sein neuer Film heißt „Werk ohne Autor“ und kommt im Herbst in die Kinos. Mit Sicherheit sehenswert – diesmal greift Florian Henckel von Donnersmarck das Thema Kunst – „entartete Kunst“ – reglementierte Kunst – unterdrückte Kunst – sozialistische Kunst – auf. Es wird die Geschichte des deutschen Künstlers Kurt Barnert erzählt, dem in den 60er Jahren die Flucht aus der DDR in die BRD gelingt. Doch ein friedliches Leben will sich für ihn nicht einstellen – zu sehr plagen ihn seine Kindheits- und Jugendtraumata, die er während der Herrschaft der Nazis und der SED-Zeit erlitten hat. Doch dann lernt er die Studentin Ellie kennen und damit die Liebe seines Lebens. Plötzlich gelingen ihm Bilder, mit denen er nicht nur seine eigenen Erlebnisse verarbeitet, sondern auch die einer ganzen Generation. (Inhaltsangabe siehe Filmstarts.de).
Ich habe als Kind einige Jahre Zeichenunterricht bei dem Magdeburger Künstler Herbert Hegenbarth gehabt und erinnere mich an Bemerkungen und Erzählungen zum Thema Kunst in der DDR – nicht systemkonforme Künstler hatten es sehr schwer bzw. blieben schlichtweg auftragslos. Ich erinnere mich noch gut an das riesige Bild von ihm in der Kantine der Werzeugmaschinenfabrik, in der ich in den Ferien jobte. Das nachfolgende Zitat zu diesem Bild, das heute im Technikmuseum Magdeburg ausgestellt ist, sagt eigentlich alles über Malerei in der DDR: „…Der Künstler Herbert Hegenbarth war Volkskunstschaffender und selbst Angestellter des Betriebes. Beeinflusst von den Werken bedeutender Maler der DDR, verband er in seinem Bild das vom Auftraggeber geforderte Idealbild der Arbeit im Sozialismus mit der persönlichen Sicht auf seinen Betrieb und sein Land. Trotz Überwachung des Entstehungsprozesses enthält es auch kritische Anspielungen, die Hegenbarth in einer Vielzahl von Symbolen versteckt hat.“ (Zitat aus ‚Lehrerbrief_WB‘, Verfasser H. Hinke)
Den ersten Film, für den ich Stoff geliefert habe, werde ich natürlich nie vergessen:
„1 1/2 Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde“ von und mit Til Schweiger. War das aufregend! Stoff für einen Film! Dabei waren es nur kleine Stücke und ein paar Kissen….aber im Sommer 2007 eine Premiere für Almerlin.
Dann kam der Auftrag für die Fernsehproduktion „Die Rache der Wanderhure“ – mit dem Damast Falkenpaare D0200 in Wolle/ Baumwolle ein in die Zeit passender Stoff. Letztlich inspirierte mich diese Bestellung und der Besuch des GNM in Nürnberg, in dessen wirklich gutsortiertem Museumsladen ich über sehr triste, langweilig graue Buchtaschen („handgefilzt“) stolperte, zu einer eigenen Buchtaschenkollektion aus Gobelinstoffen und mittelalterlichen Damaststoffen ( später ergänzt durch Jugendstildesigns), die heute in mehreren Musrumsläden erhältlich ist. Sozusagen der historische Roman in der historischen Buchtasche 🙂 . Mittlerweile auch gern für Tablets genutzt….
Für „Maries Ride“/ „Mary Königin der Schotten“ lieferte Almerlin Stoffe, Kissen und einen Wandteppich für ein prachtvoll ausgestattetes Schlafgemach – ein Stück des Wandteppichs ist auf dem Filmplakat zu sehen.
Die schönsten Bilder gabs dieses Jahr: gemacht während der Dreharbeiten zu dem Film „Angelo“ von Regisseur Markus Schleinzer, gedreht von Novotny und Novotny Film GmbH. Almerlin lieferte den Stoff für Vorhänge und Wandbespannung des sogenannten Kaiserzimmers, ein wunderschöner Seiden-Leinendamast mit barockem Muster.
ANGELO ist die Geschichte eines zwangseuropäisierten Afrikaners.
Man wird ihn Anfang des 18. Jahrhunderts aus seiner Heimat verschleppen und ihm nach dem Verkauf den titelgebenden Namen durch das Sakrament der Taufe überstülpen.
ANGELO ist die Geschichte eines Mannes, der es zu einer für seine Zeit ungewöhnlichen Karriere vom Objekt zum Subjekt zum Objekt bringt. Vom namenlosen Sklaven zum erzieherischen Model einer Comtesse, zum Mundschenk eines Kriegsherren, zum schmückenden Ornament eines Monarchen, zum durch die Idee der Aufklärung interessanter Mitbürger, zum allegorischen Ausstellungsstück.
ANGELO ist die Geschichte einer Menschwerdung, die vor allem durch Rollenspiele und Anpassung geprägt ist. Inspiriert ist sie, von der nur sehr bruchstückhaft recherchierbaren Biografie des Wiener Hofmohren Angelo Soliman.
(http://kino.novotnyfilm.at)
Dafür ist auf jeden Fall ein Kinobesuch geplant.
Stoffe für Filmproduktionen – ein spannendes Thema! Ein Wunschtraum von mir: Stoffe für einen richtig guten Mittelalterfilm wie „Königreich der Himmel“ oder einen fantastischen Film wie den „Herr der Ringe“ liefern! 🙂