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Almosenbeutel, Mittelaltertasche, Geldbeutel, Brautbeutel
Ein zeitloses Accessoire – Brautbeutel, Geldbeutel,Theatertäschchen, für die historische Darstellung Mittelaltertasche, Almosenbeutel
Wie im heutigen Leben stellt stellt sich für Frau im „mittelalterlichen“ Hobby-Leben auch über kurz oder lang die Frage nach der passenden Handtasche – in diesem Fall mittelalterlichen Handtasche, historisch korrekt natürlich. Die Geldkatze ist eindeutig zu klein für uns.
Wohin also mit dem modernen Zahlungsmittel samt Portemonnaie, Feuchttüchern oder gar Desinfektionstüchern (Dixie!), Schreibzeug, Taschentuch, Zeltschlüssel ( 🙂 ) und allerlei anderem unverzichtbarem Krimskrams?
Nun, da gibt es im Mittelalter zwei Möglichkeiten: den Almosenbeutel (heute: Handtasche) oder die sogenannte Pilgertasche (heute: Citybag), Letztere für Einkäufe, Essgeschirr, wärmende Gewandungsergänzung etc.
Während die Pilgertasche meist recht schlicht gehalten war (aus naturweißem Leinen gefertigt), war der Almosenbeutel wie heute auch ein modisches Accessoire und ein Statussymbol. Almosenbeutel wurde der mittelalterliche Geldbeutel übrigens genannt, weil man aus diesem Bedürftigen etwas gab, ein Almosen. Er wurde mit Schnüren am Gürtel befestigt, deshalb hieß der mittelalterliche Langfinger übrigens nicht „Taschendieb“ sondern „Beutelschneider“… Übrigens gab es auch Varianten, die oben mit einem Metallbügel versehen waren und einem Metallring, der an einem Gürtelhaken befestigt wurde – vielleicht um dem Abschneiden vorzubeugen.
Almosenbeutel wurden für „betuchte“ Leute aus kostbaren Stoffen gefertigt oder reich bestickt und häufig mit Quasten verziert. Brokatstoffe mit Metallfäden und feine Damaststoffe aus Seide waren im Mittelalter überaus kostbar und teuer und so wurde jedes auch noch so kleine Stückchen verarbeitet.
Es gab quasi keinen Verschnitt. Solche Brokatbeutel haben sich leider kaum erhalten, aber an alten Kirchengewändern habe ich es immer wieder gesehen, dass diese auch aus kleinesten Stoffstückchen zusammengesetzt waren – als hätte ein betuchter Bürger oder Adliger die Stoffreste, die von der Fertigung eines Prunkgewands übrig geblieben waren, der örtlichen Kirche geschenkt. Ein Beispiel findet sich im Dom zu Brandenburg, ein weiteres Beispiel im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.
Dort gibt es eine Dalmatik, bei der der kostbare Stoff am Rücken mustergenau verarbeitet wurde (selbst an der Mittelnaht), vorn und in den Armüberwürfen wurde er gestückelt und quer gearbeitet – da es sich um einen Brokat mit großen Segelschiffen mit in heller Seide gewebten Insassen handelt, fällt das besonders auf. Der Priester drehte bei den Zeremonien am Altar der Gemeinde meist den Rücken zu, deshalb wurde die Rückseite als die wichtige Seite angesehen.
Das brachte mich auf die Idee, zunächst für mich auch die Beutel aus den Stoffresten des Gewandes dazu passend zu fertigen, später dann, aus den vielen kleinen Stoffstücken, die ich zum Beispiel für Muster weben lasse oder aus kleinen Reststücken, solche Beutel auch für Almerlin herzustellen.
Um den wunderschönen mittelalterlichen Stoffen gerecht zu werden und auch den Ansprüchen einer historisch korrekten Darstellung sind sie (zeit)aufwändig gefertigt mit handgemachten Quasten, selbstgeflochtener Zugschnur und handumnähten Durchzugslöchern. Innen sind sie farblich passend mit einem Baumwoll- oder Leinstoff gefüttert. Es gibt eine sichtbare Maschinennaht. Ich verwende möglichst klein gemusterte Stoffe und jeder Beutel ist etwas Besonderes.
Heute, in der „Moderne“ wird ein Stoffbeutelchen gern zum Brautkleid getragen, meist eher schlicht aus hellem Satin gefertigt. Meine Brautbeutel sind aus feinen hellen Brokaten oder Damaststoffen genäht und ganz sicher ein Blickfang, Sie können auch gut zu Abend- oder Cocktailkleidern getragen werden. Alle Modelle findet Ihr H I E R
Bei meinen Recherchen bin ich auf einige wunderschöne handbestickte Beutelchen gestoßen, die mich inspiriert haben, mir selbst einen Solchen anzufertigen. Ich habe mich für schlichtes graues Leinen entschieden, die Stickerei ist mit Seidengarn ausgeführt, statt Quasten habe ich aus Seide farblich passende Pompons hergestellt, wie sie auch häufig auf mittelalterlichen Abbildungen zu finden sind. Die Stickerei besteht aus zwei alten Sticharten: dem Flechtstich und dem Klosterstich (den mir vor vielen Jahren eine Dame im Kloster Wienhausen gezeigt hat). Die Initialen sind im Klostertsich ausgeführt, die Verzierungen in verschiedensten Varianten des Flechtstichs.
Es waren einige Stunden Arbeit, aber es hat auch viel Spaß gemacht – Handarbeit ist eine wunderbar entspannende Feierabend-Beschäftigung!
Toll, dass sich jemand mit dem mitelalterlichen Flechtstich beschäftigt. Die einfache Form ist "relativ" leicht zu erlernen, für Bordüren und Flächen,uster benötigt man schon einiges Können.
Der Klosterstich dagegen ist wirklich einfach und immer sehr dekorativ. Habe ich in Mariensee und auch in Wienhausen gelernt.
Weiterhin viel Spaß beim Sticken. I.B.
Liebe Frau Dr. Buggenthin, auch ich habe den Klosterstich in Wienhausen gelernt – eine nette ältere Dame hat ihn mir gezeigt. Ich habe mir die wunderschönen Wandteppiche angesehen und sie saß dort und hat gestickt….Übrigens mein Logo oben auf der Website habe ich in diesem Stich in Wolle gestickt, das Original ist über 100 cm breit!